Auch wenn sich vor den ersehnten Meistertitel auf der GORE 2022 am vergangenen Wochenende ein unglückliches „Vize-“ geschoben hat – mit dem zweiten Platz sind wir gut in die neue Saison gestartet und laufen uns für den Sommer schon mal warm.
Gleich zu Beginn des ersten Spieltags konnten wir unsere Stärken ausspielen: Souverän wurden die NaoDevils aus Dortmund im ersten Spiel mit 4:0 gebannt, die unseren Zweikampffähigkeiten nicht viel entgegenzusetzen hatten. Doch nach der Freude über den Sieg – eins der besten Ergebnisse für das erste Spiel eines Turniers – wurde schnell klar, wie auch dieser Wettbewerb zwischen den Spielen (und Halbzeiten!) entschieden werden musste: Hotfixes, Softwareupdates, Hauruckimplementationen, Stippvisite in der Naoklinik – Nervenkitzel, Koffein und lange Nächte.
„Die Abende und Nächte waren echt lang, manchmal wollte die Security schon das Licht ausmachen, als wir noch am programmieren waren“, schildert Felix Loos, der mit dem Team in Hamburg vor Ort war. Andere Teammitglieder halfen aus der Ferne mit, durch günstig gelegene Zeitverschiebungen wurde rund um die Uhr weitergearbeitet. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Die Gruppenphase beendeten wir mit vier von fünf gewonnen Spielen und einer Torbilanz von 25:5. Lediglich gegen B-Human aus Bremen mussten wir uns nach einer hitzigen Partie mit 3:0 geschlagen geben. In dieser Materialschlacht blieb der ein oder andere Nao durchaus nicht unverschont, sodass wir im Viertelfinale – Rematch gegen die Liganeulinge aus Kaiserslautern (R-ZWEI KICKERS) – aus strategischen Gründen nur mit 3 statt 5 Naos ins Feld ziehen mussten. Die Rechnung ging auf und der Weg ins Halbfinale war geebnet.
Die virtuell zugeschalteten RoboEireann aus Irland stellten uns zwar vor eine lösbare Aufgabe, jagten uns aber auch zwei Gegentore ab. Endstand 5:2, solide Leistung. In der Halbzeit fiel uns allerdings auf, dass wir gefährlich nah an das Datenlimit herangekommen waren; im neuen Regelwerk ist die Kommunikation zwischen den Naos knapp bemessen (siehe letzter Blogpost). Um unsere Notfallabsicherungen aber nicht auszureizen, bzw. Gefahr zu laufen nach Erschöpfen des Budgets den Terminatormode (kurz gesagt: Spielzustand einfrieren, Kommunikation ist was für Anfänger, jeder Nao für sich, alle nach vorn!) kennen zu lernen, haben wir kurzerhand 2 Naos aus dem Spiel genommen und schnell die Software in der Halbzeitpause angepasst: Profihandwerk für den extra Kick kurz vor dem Finale.
Und das Finale, ja gut. Wie sagte Weltmeister von 1990 und Menschenfußballlegende Thomas Häßler, frei zitiert: „Wir wollten [gegen] Bremen kein Gegentor kassieren. Das hat auch bis zum Gegentor ganz gut geklappt.“, welches prompt in der ersten Halbzeit fiel – aber eben erst einmal auch nur dieses eine. Abgesehen davon konnten wir B-Human zunächst noch gut im Zaum halten und auch auf ihrer Spielfeldseite gut unter Druck setzen. In der zweiten Halbzeit trumpften die Bremer jedoch auf und zeigten, dass sie dieses Mal technisch, strategisch und läuferisch doch recht klar überlegen waren. Ein 4:0 war‘s am Ende, nicht schön, aber keine Blamage. Professor Crönertz sieht‘s gelassen mit dem Blick nach vorn: „Es ist toll, dass wir nach über 2 Jahren endlich wieder bei einem Turnier vor Ort antreten konnten. Gerade für unsere neuen Teammitglieder war es eine geglückte Feuertaufe und nun sind alle voller Vorfreude auf den World Cup im Juli in Bangkok.“ und Recht hat er!
In der internen Kommunikation wird schon Fehleranalyse betrieben, Vorbereitungspläne geschmiedet und Aufgaben im Hinblick auf den Sommer verteilt. Ein verpasster Titel ist nicht das Ende aller Tage, viel eher doch ein ganz hilfreicher Motivationskatalysator. Oder ganz fußballromatisch gesagt: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel.